2009 |
Ein Master Narrative ist ein Interpretationsrahmen, der so dominant geworden ist, dass viele andere Ereignisse sozusagen im Licht dieser Geschichte interpretiert werden. Der "Mauerfall" ist zur Metapher geworden, die sich überall anwenden lässt, wo es um "humanitäre Interventionen" geht, wo sich ein "Volk" erhebt und die Regierung eines "nicht mehr in die Zeit passenden" Staates wankt. Das Bild von der Mauer, die Menschen trennt und deshalb eingerissen gehört, wird aber auch polemisch gegen das Grenzregime zwischen den USA und Mexiko oder gegen das Schengener Übereinkommen gewendet. So lebt das antikommunistische Motiv noch im Antirassismus von Flüchtlingsinitiativen weiter. Beliebtestes Objekt der Anti-Mauer-Erzählung sind jedoch in allen Lagern die Grenzbefestigungen, die Israel während des Höhepunktes der Selbstmordanschläge errichtet hat.
Anlässlich des 20. Jahrestages des "Mauerfalls" haben die Botschaften der BRD, die jetzt nur noch Deutschland heißt, weltweit Maueraktionen inszeniert. An denen hat zwar meistens nur das Botschaftspersonal teilgenommen, aber das reichte für eine Serie von PR-Fotos, die dann um die Welt gingen. Das Bild oben zeigt die "Feier des Mauerfall" an der israelischen Grenze zum Westjordanland. Die ironischen Anführungszeichen, in die das Wort "Sicherheitsmauer" gesetzt ist, stammen von der Redaktion der "israelfreundlichen" Springer-Zeitung "Hamburger Abendblatt".
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