Mittwoch, 6. April 2011

Der deutsche "Mauerfall" ist weltweit zum Master Narrativ für die "Befreiung der Völker" geworden. Der nächste "Mauerfall" soll nun in Israel stattfinden.

2009
Der "Berliner Mauerfall" ist weltweit zum Master-Narrativ geworden. Er erzählt die Geschichte davon, wie  eine Mehrheit ungestraft größte Verbrechen begehen und am Ende trotzdem besser da stehen kann als die anderen. Der "Mauerfall" ist zudem zum Kernstück der Ikonographie des Antikommunismus geworden, der bis 1990 das zentrale Bindeglied der westlichen Allianz war. Die weltweite Begeisterung für die Bilder von der Auflösung der DDR, die zugleich die Auflösung der Sowjetunion symbolisieren, hat viele Motive. Eines darunter ist zweifellos die Beschwörung einer relativen Stabilität, die es seit dem Ende des "Kalten Krieges" nicht mehr gibt. Mit dem "Mauerfall" beginnt die Erosion des westlichen Bündnissystems, von dem nicht zuletzt das iranische Gottesreich profitiert und mit dem "Mauerfall" enden auch zivilisatorische Errungenschaften wie die Einführung des Normalarbeitstages.

Ein Master Narrative ist ein  Interpretationsrahmen, der so dominant geworden ist, dass viele andere Ereignisse sozusagen im Licht dieser Geschichte interpretiert werden. Der "Mauerfall" ist zur Metapher geworden, die sich überall anwenden lässt, wo es um "humanitäre Interventionen" geht, wo sich ein "Volk" erhebt und die Regierung eines "nicht mehr in die Zeit passenden" Staates wankt. Das Bild von der Mauer, die Menschen trennt und deshalb eingerissen gehört, wird aber auch polemisch gegen das Grenzregime zwischen den USA und Mexiko oder gegen das Schengener Übereinkommen gewendet. So lebt das antikommunistische Motiv noch im Antirassismus von Flüchtlingsinitiativen weiter. Beliebtestes Objekt der Anti-Mauer-Erzählung sind jedoch in allen Lagern die Grenzbefestigungen, die Israel während des Höhepunktes der Selbstmordanschläge errichtet hat.

Anlässlich des 20. Jahrestages des "Mauerfalls" haben die Botschaften der BRD, die jetzt nur noch Deutschland heißt, weltweit Maueraktionen inszeniert. An denen hat zwar meistens nur das Botschaftspersonal  teilgenommen, aber das reichte für eine Serie von PR-Fotos, die dann um die Welt gingen. Das Bild oben zeigt die "Feier des Mauerfall" an der israelischen Grenze zum Westjordanland. Die ironischen Anführungszeichen, in die das Wort "Sicherheitsmauer" gesetzt ist, stammen von der Redaktion der "israelfreundlichen" Springer-Zeitung "Hamburger Abendblatt".



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