Mittwoch, 6. April 2011

Total unverkrampft: Der Umgang der Mehrheit mit der "deutschen Vergangenheit"

(2008) Links: Hamburger Abendblatt. Rechts: Plausch am Holocaust-Mahnmal und Modefoto aus der Bordzeitung von Easyjet.
2008


Die Deutschen haben sich lange geweigert, die NS-Zwangsarbeiter zu entschädigen. Durch deren Sklavenarbeit war die deutsche Industrie 1945 trotz Bombenkrieg in einem Zustand, der dann die Umwandlung der NS-Kriegswirtschaft in das "Wirtschaftswunder" der Nachkriegszeit möglich machte. Als sich die Entschädigung derjenigen ehemaligen Zwangsarbeiter, die zu diesem Zeitpunkt noch am Leben waren, nicht mehr vermeiden ließ, fiel den Deutschen wieder ein, dass auch die in Kriegsgefangenschaft geratenen Soldaten der Wehrmacht Zwangsarbeiter waren.  Die nun erhobene Forderung, die Alliierten müssten auch die "deutschen Zwangsarbeiter" entschädigen, fiel aber nicht allzu laut aus, da man die Wehrmachtssoldaten längst schon selbst entschädigt - also gut versorgt - hatte. Nur im "Unrechtsstaat" DDR war das damals nicht geschehen, weshalb man es 2008 nachholte.

Der inzwischen sehr entspannte Umgang mit dem Holocaust-Mahnmal in Berlin, das man nach 1990 brauchte, um die Welt hinsichtlich der künftigen Rolle des nun vergrößerten Deutschlands zu beruhigen,  resultiert aus dem Gefühl, der Welt nichts mehr schuldig zu sein.  Das Mahnmal erfüllt heute sogar den bemerkenswerten Zweck, "andere" darüber zu belehren, wie man vorbildlich "seine Geschichte bewältigt" (zum Beispiel den "Bombenterror" gegen die Deutschen). Seine ungewöhnliche Größe wird jetzt nicht mehr in Beziehung zur Vernichtung der europäischen Juden gesetzt, sondern als Beispiel dafür dargestellt, dass die Deutschen auch beim "Erinnern" das Weltniveau vorgeben:

"In anderen Ländern beneiden manche die Deutschen um dieses Denkmal"
(Der Historiker Eberhard Jäckel, 2010. Dokumentiert in der TV-Sendung "Entweder Broder", Folge 2)




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