Donnerstag, 7. April 2011

Volksgemeinschaft (1)


Die Aufhebung der gesellschaftlichen Spaltung in Herrscher und Beherrschte sowie in Ausbeuter und Ausgebeutete nennt man Kommunismus. Der Weg zu einem solchen “Verein freier Menschen” führt über die Aufhebung des Kapitalverhältnisses, also der vollständigen Verdinglichung aller gesellschaftlichen Beziehungen, wie sie dort typisch ist, wo Reichtum als Wert produziert wird. Eine solche Gesellschaft  wird nicht existieren können, wenn sie keine Weltgesellschaft ist; sie wird, mit anderen Worten, nicht neben Nachbarn bestehen können, die eine solche Stufe der Zivilisation nicht ertragen können. Vor diesem Hintergrund bezeichneten Revolutionäre, die in sozialen Auseinandersetzungen standen, die über die bestehende Ordnung hinauswiesen, ihr nächstes Ziel als Sozialismus- verstanden als Übergangsgesellschaft zum Kommunismus. Eigene Unzulänglichkeiten - vor allem hinsichtlich der Wirkungsweise des Werts - führten in Verbindung mit dem militärischen und ökonomischen Druck der kapitalistischen Staaten zum Scheitern dieser Bemühungen.

Auf ganz andere Antwort auf den Gegensatz von Ausbeutern und Ausgebeuteten gaben Faschismus und Nationalsozialismus. Sie heißt Volksgemeinschaft. Auf völkischer Grundlage, also durch den mörderischen Ausschluss all derjenigen, die man als "Volksfeinde" denunzierte, sollte in einer pseudo-ständischen Gesellschaft der Klassengegensatz  in ein hierarchisches Gefolgschaftssystem gepresst werden, dass auch den Subalternen eine gewisses Auskommen garantieren sollte. "Finanziert" wurde dieses System wesentlich durch Mord und Raub. Für die Subalternen fiel dabei genug ab, vor allem aber durften sie sich dabei als "Herrenmenschen" aufführen. Die gute Erinnerung an diesen privilegierten Zustand prägt bis heute die Einstellung zum Nationalsozialismus. Da die Erfahrung sozialer Benachteiligung gerade in "Deutschland" immer im Kontext deutschnationaler Sichtweisen thematisiert wird, wird das Ideal der Volksgemeinschaft immer wieder aktualisiert. Sichere Arbeitsplätze durch nationale Solidarität, das ist das bekannte Konzept. Der "Sozialismus", den sich diejenigen vorstellen, die "Deutschland" genau so haben wollen, wie es ist, nur eben mit "Sicherheit", ist eben nationaler Sozialismus, also die Volksgemeinschaft.   

 
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