Donnerstag, 7. April 2011

German Angst (2): Inflation - das deutsche Trauma


Ein Schüleraufsatz:

Ohne die Hyperinflation nach dem Ersten Weltkrieg hätten die Deutschen Hitler nicht gewählt! Hitler wäre im Januar 1933 nie zum Reichskanzler ernannt worden, wenn es die Inflation nicht gegeben hätte! Die Deutschen, so wird argumentiert, seien wegen der historischen Erfahrung mit der Inflation bis heute besonders sensibel. Dieser Angst müsse man Rechnung tragen. Die Antifa muss jetzt gegen die Inflation kämpfen.

"Der Hauptgrund für das Scheitern der Weimarer Republik ist in der Inflation(1914-1923) und in der Weltwirtschaftskrise zu sehen. Seit Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 vermehrte sich im Deutschen Reich die umlaufende Geldmenge und führte zu einer kontinuierlichen Geldwertverschlechterung und sinkender Kaufkraft. Durch die Kriegsniederlage und die damit verbundene Umstellung der Wirtschaft auf eine Friedensproduktion war der Staat nun gezwungen, neue Staatsschulden aufzunehmen, was die Geldentwertung weiter steigerte. Zur hohen Staatsverschuldung gesellten sich die Reparationsforderungen des Versailler Vertrages, die von den Alliierten mit dem Londoner Ultimatum 1921 durchgesetzt wurden.

Durch diesen großen Wertverlust war die deutsche Regierung nicht in der Lage, die hohen Reparationen an die Alliierten weiter zu bezahlen und konnte damit auch nicht den Einmarsch von Frankreich 1923 ins Ruhrgebiet verhindern, das sich damit in den Besitz von wichtigen deutschen Produktionsstätten als Pfand für die Reparationen brachte. Die deutsche Regierung reagierte auf die Besetzung des Ruhrgebiets nun mit der Aufforderung zum Widerstand und die ganze Bevölkerung an Rhein und Ruhr trat in den Streik. Die Streikenden mussten aber natürlich auch finanziell unterstützt werden und so druckten die Notenpressen weiter immer mehr und mehr Geld. Dennoch konnten schließlich die Druckmaschinen den riesigen Wertverlust der deutschen Mark während der gallopierenden Inflation nicht mehr durch vermehrten Notendruck ausgleichen.

Die Inflation wurde für die deutsche Bevölkerung zu einem traumatischen Erlebnis, und obwohl sich nach der Inflation die Lage der Bevölkerung wieder verbesserte, wuchs die Gewaltbereitschaft und die radikalen Parteien, wie KPD, USPD und NSDAP verzeichneten einen regen Zuwachs. Zudem verbreitete sich in der breiten Masse der Bevölkerung die Bereitschaft zur Errichtung einer Diktatur, was Adolf Hitler erkannte und in seinem Putschversuch vom neunten November für seine Zwecke ausnutzen wollte.

Von diesem Zeitpunkt an war die Weimarer Republik meiner Meinung nach zum Scheitern verurteilt, da die Menschen das Vertrauen in die Regierung verloren hatten. Das schon durch die Inflation schwer ramponierte Selbstvertrauen des deutschen Volkes wurde durch die Weltwirtschaftskrise noch weiter zerstört und die breiten Massen sehnten sich nach einem starken Mann, der die „Quatschbude“(Reichstag) das Fürchten lehrt und ihnen endlich hilft.

Der schon durch den Versailler Vertrag angeknackste Stolz der Deutschen wurde natürlich durch die französische Besetzung des Ruhrgebiets als eine Folge Inflation noch weiter verletzt.

Ich glaube, um die radikale Einstellung der Menschen damals zu verstehen, muss man sich einfach in sie hinein versetzen.

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siehe auch:
Das Trauma der Deutschen
(Spiegel)


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